why? verzaubern im gebäude 9
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why? verzaubern im gebäude 9

Warum? Schon so manch ein Kritiker oder Philosoph hat sich an dieser Frage den Kopf zerbrochen. Doch noch keiner hatte es auf so eine überwältigende Art getan wie Why?. Am 11. März haben  die drei Jungs aus Cincinnati das Gebäude 9 mit ihrer Anwesenheit beehrt und klar gemacht „that there are no dumb questions“.

 
Den Auftakt des Abends bot der sympathische Josiah Wolf, Drummer und Vibrafon-Virtuose von Why?, mit einem kleinen Set aus seinem bald erscheinenden Soloalbum „Jet Leg“. Dass das Publikum nur aus drei Leuten bestand, von denen einer Why? Bandkollege Doug McDiarmid war, nahm Josiah Wolf mit Humor. Nach ein paar Witzen und einer kleinen Vorstellungsrunde legte er los. Da saß er nun ganz unscheinbar in der linken Ecke der Bühne, gerüstet mit einer Akustikgitarre, einem auf das Nötigste reduzierte Schlagzeug und nur wenigen auf ihn gerichteten Spots. Die Musik wirkte roh und persönlich, die Texte sehr direkt. So schien es als durchlebe Josiah Wolf innerlich eine Katharsis, wenn er behutsam Zeilen wie „for eleven years we didn’t touch another and now can’t sleep/‘cause it’s the kind of jet leg that makes a man wanna weep“ in sein Mikrofon sang. Nach und nach gesellten sich ein paar Dutzend mehr Leute dazu, was zwar sichtlich zur Freude von Josiah Wolf beitrug, aber bedauerlicher Weise gleichzeitig die besondere vertrauliche Atmosphäre kaputt gemacht hat: denn die ruhige und sensible Musik wurde leider von dem Gesprächspegel seiner „Zuhörer“ geschluckt. Nach etwa sechs Songs hat der einsame Wolf die Bühne verlassen, jedoch nicht ohne sich zu bedanken und auf sein Album hinzuweisen mit dem Versprechen, dass es eine breitere Instrumentierung hat und daher noch besser sei.

 
Als zweiter Support von Why? hatte die Band Popular Damage für große Fragezeichen gesorgt. Denn warum gerade sie als Vorband eingeladen worden ist, blieb unklar. Zwar hat die dreiköpfige Band durchaus Anklang bei seinem Publikum gefunden, doch waren Popular Damage mit ihrem prolligen und recht gewöhnlichen Electro Dance zumindest an diesem Abend völlig deplatziert. Da konnte dann auch ihre Version von The XXs „Crystalised“ nicht das Ruder reißen.

 
Als Why? nun endlich umjubelnd die Bühne betraten, konnte man das Publikum auch guten Gewissens eine Menge nennen. Schon beim ersten Song wurde der Raum von einem eindringlich warmen Klang erfüllt – Vibrafon, Klavier und Gitarre gingen eine packende Symbiose ein, deren Dramatik dann im Chorus von „January Twenty Something“ seine Erlösung fand. Spätestens als der Maracas schüttelnde Jonathan „Yoni“ Wolf mit seinem leichte nasalen Gesang einsetzte, war man völlig hingerissen. Sofort wurde klar: wer Why? auf Platte mag, wird sie live lieben. Live gelang es  Why? nämlich die ergreifende Energie ihrer Lieder sogar zu verstärken, wozu vor allem das lebendige Schlagzeugspiel von Josiah Wolf maßgeblich beitrug und in Liedern wie „The Vowels Pt. 2“ oder „The Hollows“ seinen Höhepunkt fand. Nichtsdestotrotz gingen die für Why? so charakteristischen Texte von Yoni Wolf keineswegs unter. Mit der gefühlvollen Klavieruntermalung von Doug McDiarmid haben Zeilen wie „even though i haven’t seen you in years/yours is a funeral i’d fly to from anywhere“ einen mindestens genauso gepackt wie auf Platte. Aber auch die Verse von Liedern wie „Into the Shadows of My Embrace“ oder „Yo Yo Bye Bye“ zauberten nicht nur dem Publikum ein Schmunzeln ins Gesicht, sondern dem ganzen Quintett. Denn unterstützt wurden die drei bärtigen Herren von zwei Dritteln von Fog, namentlich Marc Erikson am Bass und Andrew Broder an der Gitarre, die bereits bei den Aufnahmen von „Alopecia“ und „Eskimo Snow“ mit von der Partie waren. Dennoch hat sich die Band vor jedem Lied durch ein kurzes Nicken oder „Are you ready“ verständigt. Geplauscht wurde auch mit dem Publikum. So konnte Yoni Wolf endlich seine Frage loswerden, ob in Köln das Parfüm (auf Englisch heißt beides Cologne) erfunden worden ist. Überhaupt herrschte eine sehr unbefangene und behagliche Atmosphäre vom ersten bis zum letzten Moment, der leider viel zu früh kam. Obwohl Why? nicht wirklich kürzer spielten als es allgemein üblich ist, war das Konzert viel zu schnell vorbei. Für eine Zugabe von zwei Liedern betraten sie erneut die Bühne, „because we are enjoying ourselves and you“ wie Yoni Wolf erklärte. Doch als der Genuss dann endgültig vorbei war, blieb einem nicht nur eine schöne Erinnerung, sondern auch ein angenehm verstörendes, nicht verortbares Gefühl – irgendwo zwischen Freude und Trauer.

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