The Hoff was back: neulich bei David Hasselhoff in der Arena in Oberhausen am 18. Februar 2011
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The Hoff was back: neulich bei David Hasselhoff in der Arena in Oberhausen am 18. Februar 2011

Das berühmteste Auto der Welt: K.I.T.T.Freitagabend in Oberhausen – an sich gibt es immer Besseres zu tun, als in der Centro-Stadt ins Wochenende zu starten. Doch es gab einen guten Grund, im Pott zu sein: Michael Knight war in der Stadt. Der große Held aller in den Endachtzigern aufgewachsenen Jungs hatte sich wieder auf Tour begeben, und das nach all seinen Eskapaden mit Alkohol und Hamburgern. Nach Interviews, bei denen er sich nicht erinnern konnte, wann er das letzte Mal Berlin besucht hatte, und Dementi, „Looking For Freedom“ habe dann doch nicht entscheidenden Anteil am Fall der Mauer gehabt. Mit Sicherheit schwang es auch in den Hinterköpfen der Konzertbesucher in der Arena in Oberhausen mit, dass dieser Abend auch was Bizarres hatte, besonders bei den horrenden Preisen von über 40 € für die günstigste Karte. Für so etwas musste man entweder Hardcore-Fan der ersten Stunde sein, auf die man auch durchaus traf – samt K.I.T.T.-Hoodie und frisch erworbenen Re-Issues aller Knight Rider-Staffeln auf DVD – oder einfach nur verrückt.

Zweiteres traf dann auf die meisten der Anwesenden zu, von denen ca. 80% Männer zwischen Ende 20 und Anfang 30 ohne Migrationshintergrund waren, die sich nur betrinken und den gefallenen Helden ihrer Kindheit feiern wollten. Kaum sonst hätte ein solches Event im Vorfeld in den Medien so polarisieren können. Aus diesem Grund ist es auch eigentlich sekundär, über das eigentliche Konzert zu berichten, da es dem Künstler selbst nicht allzu viele Pluspunkte einbringen würde. Doch der Künstlerehre wegen seien ein paar positive Eindrücke erwähnt: Bis auf das von Peter Maffay geschriebene „Du“ und dem Cover des Ted Mulry Gang-Hits von 1975 „Jump In My Car“ gab The Hoff all seine Hits zum Besten, zum Teil sogar mehrfach, und mit tatkräftiger Unterstützung eines tatsächlich wahnsinnigen Publikums, das auf einem Turbonegro-Konzert genauso gut aufgehoben wäre. The Hoff spielte mit ca. zwei Stunden außergewöhnlich lang, auch wenn von einer Pause unterbrochen, zudem hatte es den Anschein, als wechsele er während der Show öfter die Outfits als Lady Gaga: man sah ihn sowohl als Cowboy, als auch glitzernden Crooner oder als Beachboy. Doch auch das Publikum ließ es sich nicht nehmen, seinem Idol nachzuahmen: Fans tanzten auf den Tribünen im Lebensretter-Outfit der Serie „Baywatch“, ob nun ausgestattet mit der Original-Jacke oder nur einer rote Boje; mehrere andere stachen sich Leuchtdioden durch und hefteten Batterien in ihre Kunstlederjacken, um sich zu fühlen wie The Hoff, als er 1989 am Brandenburger Tor in Berlin die deutsch-deutsche Einheit besang – Klavier-Schal natürlich inklusive. Ohnehin fand sich zum Konzert eine breite (sic!) Punker- und Metaller-Fraktion ein, bei der die mit Patches übersäten Kutten von Social Distortion, Megadeth, Motörhead oder der Turbojugend natürlich nicht fehlten. Rekordverdächtige Polonaisen über mehrere Treppenflure der Arena wurden initiiert, Bierduschen wurden verteilt, die Lieder von The Hoff wurden gefeiert wie sonst Schlägereien beim Eishockey, und dank aufgeheizter und alkoholgetränkter Atmosphäre waren auch diese nicht mehr weit, auch wenn im Endeffekt alles friedlich blieb. Die gute Stimmung machte sich zwar schon bei der Ankunft am Oberhausener Bahnhof bemerkbar, als sich plötzlich ein Großteil der auf den Bus wartenden Menschen als Besucher des Hasselhoff-Konzerts outete und dies zum Anlass nahm, den Rest der Fahrt zur Arena mit anarchischem Gegröle zu untermalen, doch erst Recht, nachdem das Konzert vorbei war: alle möglichen Schlachtgesänge, die sonst in Fußballstadien zuhause sind, wurden kurzerhand in Hasselhoff-Hymnen umgemünzt und lautstark von der Arena bis zum Hauptbahnhof in den Oberhausener Nachthimmel gejohlt, wobei die kreativste aller Umdichtungen immer noch der „Mißbrauch“ des sogar mit einem Grammy ausgezeichneten Hits der Baha Men „Who Let The Dogs Out“ von 2000 war: „Whooooo let The Hooooff out? Whoo-whoo-whoo-whoo-whoo!“.

Nur K.I.T.T. ließ der ganze Trubel um das Konzert und seiner degradierenden Zurschaustellung als Fotomotiv für seine euphorisiert-besoffenen Fans vor der Arena kalt. Stattdessen schwang er einfach seinen roten Laser hin und her und ertrug den ganzen Rummel schweigend.

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