„Yes, it’s fucking political“: Skunk Anansie in der Live Music Hall in Köln, 20.02.2011
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„Yes, it’s fucking political“: Skunk Anansie in der Live Music Hall in Köln, 20.02.2011

Mitte der Neunziger erschütterte eine Londoner Band die britische Musikszene. Skunk Anansie veröffentlichten ihr Debut „Paranoid and Sunburnt“, ein Album voller politischer Protestsongs. Head und Aushängeschild der Band war die schwarze, glatzköpfige Sängerin Deborah Dyer alias Skin. Mit wütender Stimme setzte sie ein Ausrufezeichen hinter jede Zeile der direkten, schonungslosen Texte, die sich mit Themen wie Rassismus und Religion auseinander setzten. Auch live überzeugten Skunk Anansie mit ihrer Energie und Geschlossenheit als Band und einer wild umherspringenden und hypnotisierenden Sängerin.

Mit dem zweiten Album „Stoosh“ waren sie schließlich weltweit erfolgreich und bewiesen, dass sie auch ruhige Balladen überzeugend spielen konnten. Es folgten Mitwirkungen an einem Kinofilm und einem Videogame. Doch nach ihrem eher mittelmäßig erfolgreichen dritten Album beschlossen Skin, Cass, Ace und Mark 2001 die Band aufzulösen und sich ihren Solokarrieren zu widmen.

Acht Jahre lang war es still um Skunk Anansie bis sie im April 2009 mit zwei geheimen Shows in London und immer lauter werdenden Gerüchten über eine Reunion überraschten. Das wenig später folgende Best of-Album mit drei neuen Songs wurde zunächst noch zögerlich angenommen, doch zur dazu gehörigen Tour füllten sie wieder die Hallen. Jeder wollte sich davon überzeugen, ob Skunk Anansie ihrem Titel „Best British Live Act“ nach 13 Jahren immer noch gerecht werden könnten.

Mit der gleichen Frage betrete auch ich an diesem Abend die Kölner Live Music Hall. Im letzten Oktober erschien nun endlich das vierte Studioalbum „Wonderlustre“. Die Deutschlandtermine zur gleichnamigen Tour in diesem Jahr sind schon seit Monaten ausverkauft. Ich frage mich, wieviele Menschen wohl aufgrund des neuen Albums gekommen sind, das musikalisch eher eine Mischung der letzen beiden Alben ist.

Bevor ich endlich zur Beantwortung meiner Fragen komme, betreten zunächst The Virginmarys die Bühne. Die drei Nordengländer mutieren schon während des ersten Songs vom mehr oder minder tolerierten Support zum Special Guest, dem von immer mehr Leuten Beifall gezollt wird. Mit ihrer Grunge-Optik und ihrem rauen klassischen Rock, der von der Presse gerne mit Led Zeppelin verglichen wird, bilden sie einen klaren Kontrast zum folgenden Auftritt von Skunk Anansie.

Der wird zunächst hinter einem weißen Vorhang vorbereitet. Dann endlich ertönt das Intro, ein Drum&Bass-Beat, der mehr an The Prodigy als an Skunk Anansie erinnert. Plötzlich wird der Vorhang von hinten angeleuchtet und es erscheinen die Schatten von Bassist Cass, Gitarrist Ace und Skin mit einem seltsamen Federkonstrukt auf ihren Schultern. Schon jetzt ist klar, Skunk Anansie haben einiges an Selbstinszenierung dazu gelernt. Doch schon mit dem ersten Song scheinen sie klarmachen zu wollen, dass alles noch beim alten ist: „Yes, it’s fucking political! Everythings political!“

Es folgt ein eineinhalb Stunden langes Set mit Songs aus allen Alben. Skin schreit und springt und scheint sich auf der Bühne mehr zu bewegen als das gesamte Publikum vor ihr. Erst bei den großen Hits wie „Weak“ und „Twisted (Everyday Hurts)“ kommt etwas Leben in die Menge, wohl vor allem ausgelöst von der stagedivenden Skin, nach der sich alle Hände strecken. Leider findet sie keine Nachahmer und auch ihrer Aufforderung zu springen wird allenfalls in den ersten Reihen nachgekommen. Deswegen wird das Tempo noch weiter angezogen und ich bin überrascht, dass auch die neuen Songs plötzlich nach dem guten alten Skunk Rock der Neunziger klingen.

Die Zugabe beginnen sie mit ihrer Ballade „Hedonism (Just Because You Feel Good)“ und Skin freut sich, dass das gesamte Publikum den Text kennt und mitsingt. Nach einer weiteren Ballade setzen Skunk Anansie mit dem antirassistischen „Little Baby Swastikka“ dann doch noch einmal einen lauteren Schlusspunkt. Mit ihrer ersten Radiosingle von 1995 scheinen sie noch einmal deutlich machen zu wollen, wie wichtig die politischen Aussagen ihrer Texte immer noch sind.

Mein Fazit: Die Fans sind über die Jahre anscheinend etwas eingerostet, aber Skunk Anansie sind es mit Sicherheit nicht! Die vier Briten machen endlich wieder Lärm and yes, it’s still fucking political!

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