Am vergangenen Wochenende (09.-11. August) fand bereits zum 29.mal das Haldern Pop Festival am Niederrhein statt. Das Festival, das bereits seit Ende letzten Jahres restlos ausverkauft ist, glänzte auch in diesem Jahr wieder mit einer Mischung aus Newcomern und etablierten Künstlern, die musikalisch hauptsächlich dem Pop- und Indiebereich zuzuordnen sind. Bei strahlendem Sonnenschein und bester Stimmung wurden die Musiker auf unterschiedlich großen Bühnen live präsentiert. Die Haldener erwiesen sich dabei einmal mehr als gute Gastgeber für Zuschauer und Künstler. Sogar einige Überraschungsgäste waren in diesem Jahr spontan zur Stelle. Hier ein kleiner (subjektiver) Rückblick des Wochenendes:
Bereits am Donnerstag, dem ersten von drei Festivaltagen, konnte sich das LineUp schon gut sehen und hören lassen. Die große Hauptbühne (Mainstage) war am ersten Tag noch geschlossen, daher konzentrierten sich die ersten Gigs auf die im Ortskern ansässige Haldern Pop Bar (sehr gemütlich, Oldschool und Weizen vom Fass!!!) sowie in der örtlichen Kirche. Das meiste spielte sich dann allerdings zum späten Nachmittag auf dem eigentlichen Festivalgelände ab. Dort wurden die Pforten der Open-Air-Bühne im Biergarten sowie dem wunderschönen Spiegelzelt für die Zuschauer geöffnet. Den Anfang machte dann auch schon die wohl musikalisch-härteste Band des Wochenendes. Mit einer gehörigen Portion Energie präsentierten ICEAGE aus Kopenhagen ihre aktuelle Scheibe „New Brigade“. Mit einem lauten Mix aus Post-Punk, Goth und Hardcore wurde der Transportstaub der Lautsprecher rausgeblasen. Danach gab es draußen auf der größeren Bühne im Biergarten den ersten Überraschungsgast. „Hallo wir sind t.b.a“ hallte es aus den Lautsprechern. Unter großem Beifall wurde den Zuschauern schnell klar, dass es sich hier um KRAFTKLUB handelt, einer der wohl momentan meist angesagten Bands in Deutschland. Mit ihrer Bühnenpräsenz, der Interaktion mit dem Publikum sowie ihren flotten Fetensongs, wurde schnell eine Partystimmung im Biergarten erzeugt, bevor es wieder zurück ins Zelt ging. Denn dort war wohl einer der eigentlichen Highlights zu sehen und zu hören, was aber vielen vielleicht erst im nach hinein bewusst werden sollte. WILLIS EARL BEAL, ein Musiker, der mit seiner kräftigen vom Soul und Blues beeinflussten Stimme nicht nur das Spiegelzelt, sondern wohl auch alle umliegenden Nachbarorte locker hätte beschallen können, betrat zunächst etwas verunsichert wirkend, mit einem hochprozentigen Erfrischungsgetränk bewaffnet, die Bühne. Willis Earl Beal, mit schwarzer Sonnebrille und einem Lederhandschuh bekleidet, entfernt nach dem „Vocal-Opener“ das mysteriöse schwarze Tuch von dem im Hintergrund stehenden Tisch. Eine alte Tonbandmaschine kam zum Vorschein. Diese sollte nun weites gehend der musikalische Partner für den Rest des Konzertes sein. Zu hören war ein düster klingender Sound, der sich stilistisch irgendwo zwischen Wave und Psychedelic einordnen lassen würde, wenn nicht der Hip Hop-ähnliche Beat gewesen wäre. Gepaart mit der Stimme von Beal war auf der Bühne eine einzigartige Performance zu sehen, die bei vielen auch noch in den nächsten Tagen als Gesprächsthema dienen sollte. Wer diesen Auftritt verpasst hatte, der musste sich allerdings nicht lange ärgern, denn am Freitag, gab es eine weitere Performance des Künstlers und zwar im ortsansässigen Tonstudio Keusgen, welches als Location ebenfalls in das Festival integriert worden ist.
Der Donnerstagabend wurde dann mit THE WAR ON DRUGS eingeläutet. Mit ruhigen Indie Rock und einer Prise Psychedelic war der nun sehr volle Biergarten zum zuhören verdammt, ehe man im Spiegelzelt zu Funk und Soul seine Hüften kreisen lassen konnte. CHARLES BRADLEY, ein ehemaliger Küchenchef, von dem man nun weiß, warum er in einer anderen Branche tätig ist, wusste mit seiner Musik und seiner hervorragenden Stimme genau, wie man ein Publikum zum kochen bringt. Bis auf einige müde Gestalten, die sich nach einem anstrengenden Tag auf die Sitzbänke verkrochen hatten, gab es wohl niemanden, der sich nicht zu der Musik von Bradley und seiner Band bewegt hat. Ebenfalls tanzbar aber schon etwas ruhiger wurde der erste Abend mit der APPARAT BAND aus Berlin abgeschlossen. Coole elektronische Sounds, die sich irgendwo zwischen Minimal und Dream-Pop tummeln, waren der Soundtrack für die erste Nacht beim Haldern Pop Festival.
OTHER LIVES konnten mit ihrem Auftritt auf der großen Bühne, der Mainstage, am Freitagnachtmittag überwiegend mit Songs aus ihrem aktuellen Longplayer „Tamer Animals“ glänzen. Musik die, so wie man denken mag, nur in kleinen Clubs funktioniert, wurde einwandfrei auf die Mainstage transferiert. Obwohl die Musik eher ruhiger und verträumter klingt, wurde die Mehrheit der großen Menge in den Bann der Band gezogen. Das gleiche kann man wohl auch von PATRICK WATSON sagen, der sich ein Tag später, am Samstag, auf der großen Bühne behaupten durfte. Bereits zum vierten Mal in Haldern, ließ der Kanadier keine Langeweile aufkommen. Die Stücke „Lighthouse“ oder „Step Out For A While“ von seiner aktuellen Scheibe wurden mit Perfektion und mit viel Leidenschaft von seiner ganzen Band vorgetragen. Dabei verliert Watson niemals den Humor und erzählt dem Publikum einige Anekdoten zwischen den einzelnen Stücken. Auch zu überzeugen wußte in der Nacht von Freitag auf Samstag die norwegische Band JAGA JAZZIST. Ein Mix aus Jazz, Krautrock und experimentellen Klängen sprengt im Grunde die Genregrenzen. Die neunköpfige Band präsentierte dabei ihre Stücke mit einer ungeheuren Präzision. „So entsteht zeitlose Musik, hypnotisierend, fragil und subtil“ wie es richtiger Weise in der Zeitschrift zum Festival nicht treffender formuliert werden konnte.
Einen weiteren Überraschungsgast gab es dann am Samstagnachmittag in der Haldern Pop Bar. Der per SMS benachrichtigte PHILIPP POISEL rauschte spontan mit seinem Bulli herbei und stand nach einem kurzen Soundcheck in einem rappelvollen Laden auf der Bühne. Der Singer/Songwriter entzückte vor allem mit seiner charmanten Art das weibliche Publikum. Danach gab es dann noch irische Pubmusik von SKINNY LISTER, die aus dem vereinigten Königreich stammen. Auch hier platzte die Haldern Pop Bar wieder aus allen Nähten. Diesmal wurde getanzt, geklatscht und mitgesungen. Zum Abschluss des Festivals gab es dann wieder renommierte Künstler auf der Mainstage: THE AFGHAN WHIGS und WILCO waren einer der letzten Bands auf dem diesjährigen Haldern Pop Festival. Bei dem sicherlich die meisten Besucher auch im nächsten Jahr wieder dabei sein werden.
Weitere Infos zum Haldern Pop Festival findet ihr hier
Foto: Christoph Buckstegen