Cancer Bats in Dortmund: Vorband lässt Headliner alt aussehen.
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Cancer Bats in Dortmund: Vorband lässt Headliner alt aussehen.

Liam Cormier, hauptberuflich Sänger bei den Cancer Bats.Billy Talent an einem Sonntagabend zu Gast in der großen Westfallenhalle in Dortmund: hiermit dürfte bewiesen sein, dass die Kanadier zu den größten Aufsteigern in der letzten Zeit gehören. Ob zu Recht oder nicht, keine andere Band hat es in den letzten sechs Jahren so schnell geschafft, kleine Clubs und mittlere Hallen hinter sich zu lassen, und inzwischen in Arenen zu gastieren. Was man Billy Talent dabei lassen muss: sie haben sich im Wesentlichen nicht verändert, und setzten nach wie vor auf ihre Mischung aus Melodie und Explosivität. Wer sich daran stört, kann zumindest nicht behaupten die vier Musiker hätten ihren Aufstieg aufgrund von Anbiederung vollzogen.

Wie auch immer, die Westfallenhalle ist zwar nicht ausverkauft, aber sehr gut gefüllt mit Fans einer Band, die sich auf etlichen Shows den Ruf einer soliden Bank erspielt hat, und die Qualität ihrer Alben ohne weitere Probleme, oder übertriebener Effekthascherei, auf die Bühne übertragen kann.

Interessant ist auf dieser Tour die Wahl der Vorbands. Natürlich ist es löblich auf die eigene kanadische Szene zurückzugreifen, aber warum man sich unbedingt für Silverstein entscheiden musste, ist nur bedingt nachvollziehbar. Musikalisch nicht einmal mittelmäßig, disqualifiziert sich die Band mit ihrer inhaltlichen Nähe zum dogmatischen Christentum vollends. Bei allem Respekt, aber so etwas geht in einem wie auch immer geartetem Hardcore-Kontext nicht, und wird daher ignoriert.

Im Gegensatz dazu bereiten die Cancer Bats vom ersten bis zum letzten Lied ihres dreißigminütigen Sets durchgehend Freude. Als sie pünktlich um Acht Uhr mit „Hail Destroyer“ loslegen, fällt natürlich vielen der Anwesenden erst einmal die Kinnlade runter. Die druckvolle Mischung aus Hardcore, Metal und Southern Rock ist ein durchweg kompromissloses Brett, aber nicht gerade jedermanns Sache, der an diesem Abend wegen Billy Talent gekommen ist. Diejenigen, die sich die Band trotzdem angucken, kommen dennoch auf ihre Kosten. Neben Sänger Liam Cormier, der seinen sympathischen Hass in unterhaltsame Texte packt und Richtung Publikum brüllt, überzeugt vor allem die Rhythmus-Sektion, bestehend aus Schlagzeuger Mike Peters und Bassist Jaye R. Schwarzer, durch ihre Eingespieltheit und den daraus resultierenden Groove. Darüber ergießen sich die Riffs von Gitarrist Scott Middleton und vervollständigen das Ganze zu einer Mischung, die in dieser Form ihr Gleiches sucht. Die Cancer Bats sind die eindeutigen Gewinner des Abends, denn auch wenn der Headliner frenetisch bejubelt und abgefeiert wird, schafft er es nicht diese Vorstellung zu überbieten.

Autor: Lars Koch

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