30 junge menschen sprechen mit sterbenden / 24h-sendung
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30 junge menschen sprechen mit sterbenden / 24h-sendung

OASE, 2. Juni 2012. Eine gemischte Gruppe von 30 jungen Leuten betritt den großen Seminarraum im Erdgeschoss. In entspannter Atmosphäre lauschen sie dem Vortag „Sterben in Deutschland heute“ von Univ.-Prof. Dr. Martin W. Schnell.

 

Junge Menschen befassen sich mit Sterben? Ja!

 

Im Rahmen des Diskusprojektes „30 junge Menschen sprechen mit Sterbenden und deren Angehörigen“ der Universitäten Witten/Herdecke und Düsseldorf fanden am 2. und 3. Juni in der OASE der Universität Düsseldorf verschiedene Themenworkshops statt.

 

Die Idee dahinter: Sterben ist zwar kein Tabuthema mehr, wird aber immer lebensferner. Gespräche mit Sterbenden und deren Angehörigen sollen den jungen Teilnehmern des Projektes die Möglichkeit bieten, eine erfahrungsbasierte, reflektierte Einstellung zum Lebensende zu gewinnen. Diese Gespräche werden auf Video aufgezeichnet und für eine öffentliche Präsentation aufbereitet.“1 Auf dieser Präsentation sollen die jungen Menschen ihr Projekt, ihre Erfahrungen und ihre Erkenntnisse zur öffentlichen Diskussion stellen. Ins Leben gerufen wurde das Projekt unter anderem Univ.-Prof. Dr. Martin W. Schnell und Dr. med. Christian Schulz.

Und was hat das Projekt mit der Abteilung Mündlichkeit zutun?

Im Verlauf des Projektes sollen die jungen Menschen in unterschiedlichen Workshops auf die Gespräche mit Sterbenden vorbereitet, geschult und psychologisch betreut werden.

Für den Workshop „Gesprächsführung“ den die Teilnehmer am 2. und 3. Juni in zwei Gruppen a 15 Teilnehmern besuchten, holten sich die Projektleiter mit Frau Dr. Marita Pabst-Weinschenk kompetente Unterstützung aus dem Fachbereich Mündlichkeit des Germanistischen Instituts der HHU Düsseldorf hinzu.

 

Zunächst gab es einen kurzen theoretischen Einstieg in die Themenbereiche Rhetorik und Gesprächsfähigkeit. Ein gutes Gespräch ist weder Monolog noch Interview lautet die Devise. Um die Teilnehmer für diese Unterscheidung zu sensibilisieren, beschäftigte sich die Einführung neben dem von Frau Dr. Pabst-Weinschenk selbst entwickelten Prinzip der Redepyramide und den vier Seiten einer Nachricht nach Schulz von Thun, auch mit dem richtigen Gebrauch und Umgang rhetorischer Mittel. Abwechselnd und in Maßen, aber nicht monoton und übertrieben ist das Motto. Offene Fragen können der Redemotivation dienen, gehäuft dagegen geben sie dem Gegenüber das Gefühl im Interview zu sitzen.

 

Gemäß dem Motto der Düsseldorfer Mündlichkeit „Learning by doing“ hieß es im zweiten Teil des Workshops dann für die Teilnehmer: do it yourself! In Partnergesprächen vor der Kamera zum Thema:  „Was ist für Sie ein gutes / schlechtes Gespräch? Wo sehen Sie Ihre Stärken / Schwächen“ konnten sich die jungen Erwachsenen nicht nur mit dem Thema auseinander setzen, sondern zuvor Erlerntes direkt selbst versuchen umzusetzen. Für die individuelle Weiterentwicklung der einzelnen Teilnehmer, wurde jedem ein umfangreiches Feedback gegeben, das die Teilnehmer anschließend selbst auf dem dazu aufgenommenen Video überprüfen und nachvollziehen konnten. Um allen Teilnehmern ein umfassendes Feedback geben zu können, wurde Frau Pabst-Weinschenk von drei Mitarbeiterinnen/Hospitantinnen (Esther Sarah Schneider, Nina Lange und Marie-Katrin Becker-Hardt) unterstützt. Neben den Do’s und Don’ts bei der Gesprächsführung mit Sterbenden legte das Team beim Feedback besonderen Wert auf: Körpersprache (offene und sichere Körperhaltung, natürliche Gestik, Blickkontakt, Atmung, u.a.), Ausdrucksvermögen (Deutlichkeit der Artikulation, Lautstärke und Dynamik, Tempo, Sprechfluss, u.a.), Sprachebene (angemessenes Sprachniveau, Wortwahl, Wahl der Gesprächsoperationen, u.a.) und insbesondere die Gesprächsfähigkeit (Symmetrie in der Beziehung, gleiche Redeanteile, Bereitschaft zum aktiven Zuhören, Signalisieren von Interesse, u.a.).

 

Um mit den Teilnehmern aktives Zuhören und Sprechdenken noch einmal gezielt zu trainieren, übten sich die Teilnehmer in kleinen 5er Gruppen abschließend noch im kontrollierten Dialog. Bei dieser (nur zu trainingszwecken gedachten) Übung wiederholt der Sprecher zunächst sinngemäß den Gesprächsbeitrag seines Vorredners, bevor er seine eigenen Gedanken äußern darf.

 

Aufgrund der Zufriedenheit und Dankbarkeit der Teilnehmer und der Initiatoren, aber auch aufgrund der Einschätzung des Mündlichkeit-Teams kann man dieses Seminar als Erfolg betrachten. Die Kooperation der Medizin mit der Mündlichkeit war sehr erfolgreich und möchte von beiden Parteien weitergeführt werden.

 

Wer noch mehr über dieses Projekt und das Thema erfahren möchte, sei hier auch schon mal auf die Sprechkontakte-Vortragsreihe von der Mündlichkeit im kommenden Wintersemester hingewiesen:  Am7.11.2013 wird abends um 19 h in der VHS am Bertha-von-Suttner-Platz eine Podiumsdiskussion stattfinden zum Thema: Sprechen in Kontakt mit Sterbenden und Trauernden. Mit dabei sind Mitarbeiter/innen von Palliativ-Stationen, Hospizen etc., unter anderem auch Frau Christine Dunger von dem Projekt „30 junge Menschen“ (Vgl.www.sprechkontakte.de.vu )

 

 

Von Marie-Katrin Becker-Hardt und Esther Sarah Schneider

 

 

 

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