politur am donnerstag / 27. februar
Heute ab 19 Uhr live auf der 97.1 oder im Live-Stream mit Paul. Unsere dritte Schwerpunktsendung dreht sich heute um einen Bürgerkrieg mitten in Europa – es geht um den Nordirlandkonflikt.
Einzelne Beiträge gibt es hier noch einmal zum Nachhören:
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Übrigens – unser letzten Schwerpunktsendungen mir einigen Beiträgen zum Nachhören findet ihr hier:
Schwerpunkt Sotschi: politur am donnerstag / 13. februar
Schwerpunkt Zentralafrika: politur am donnerstag / 20. februar
Die Vorgeschichte zum Nordirlandkonflikt
Wenn wir uns mit dem Nordirlandkonflikt im Jahr 2014 beschäftigen müssen wir zunächst klären, wie es zu diesem Konflikt überhaupt kommen konnte. Klar ist: der Bürgerkrieg ist ein Konflikt zwischen Konfessionen – doch damit ist nur unzureichend erklärt, wie es überhaupt zu Mord und Totschlag zwischen Belfast und Derry kommen konnte. Man muss in der Geschichte – wie so oft – weit zurückgehen, um die Bedingungen und Voraussetzungen der bluten Auseinandersetzung zu verstehen. Wir haben für euch den Weg nachgezeichnet…
Die Eskalation des Nordirlandkonfliktes 1969
Sprechen wir aus heutiger Sicht vom Nordirlandkonflikt, meinen wir meistens die Zeit zwischen 1969 und 1998. 1969 provozierten Protestanten im katholischen und damit pro-irischen Stadtteil Derrys die dort lebende Bevölkerung. Es folgten zweitägige Straßenschlagen in Bogside, so der Name des Stadtteils, bis schließlich die britischen Regierung in London Soldaten schickte. Anfangs feierten die Katholiken die Armee, weil sie sich von den Briten Schutz vor den gewalttätigen Protestanten erhofften. Doch vor allem IRA, die Irish Republican Army, empfand die Anwesenheit der Soldaten als Provokation. Es folgten Jahre des Guerillakrieges. Trauriger Höhepunkt erreichte der Konflikt 1972, als bei einer Demonstration im Januar, 13 Zivilisten von britischen Fallschirmjägern erschossen wurden. Es war der Bloody Sunday. Wie sich der Konflikt weiter entwickelte und schließlich im Jahr 1998 ein Friedensabkommen ausgehandelt wurde, das hört ihr bei uns.
Wie ist die Lage heute in Nordirland?
Der Nordirlandkonflikt konnte mit dem Karfreitagsabkommen von 1998 weitgehend beendet werden – dachte man. Denn bis heute lebt die katholische und protestantische Bevölkerung in manchen Stadtteilen streng voneinander getrennt. In manchen Vororten wurden sogar richtige Mauern errichtet, Schülerinnen und Schüler gehen auf getrennte Schulen. Zudem gibt es immer wieder blute Anschläge und Schießereien – kann man also sagen, der Konflikt in Nordirland ist beigelegt? Wie die aktuelle Lage einzuschätzen ist, das erfahrt ihr bei uns…
Ein Beispiel für einen erneuten Ausbruch des Konfliktes könnt ihr hier in der BBC-Dokumentation aus dem Jahr 2001 sehen, als Schülerinnen der „Holy-Cross-School“ durch den protestantischen Schulbezirk gehen musste und angefeindet wurden:
http://www.youtube.com/watch?v=fekzZI-Zxgw
Die Außenbetrachtung des Konfliktes
Der Nordirlandkonflikt eskalierte 1972 mit dem Bloody Sunday. Es folgten Jahre, die von Schießereien und Anschlägen geprägt waren, sogar in London und Birmingham explodierten Bomben. Der Guerillakrieg der IRA und die britische Armee lieferten sich blutige Auseinandersetzungen. Nahezu zeitgleich verbreitete die RAF in Deutschland Angst und Schrecken und auch wenn sich nicht allzu viele Parallelen zwischen der IRA und den deutschen Terroristen herstellen lassen – wir gehen der Frage nach, ob man in Deutschland eine andere Sichtweise auf den Konflikt als im Übrigen Europa hatte. Zudem berichten wir euch, welche Hilfe von welcher Seite während des Friedensprozesses geleistet wurde.
Der Nordirlandkonflikt in der Musik und Kunst
Krieg und Tod, Musik und Kunst – passt das zusammen? Der Nordirlandkonflikt fand auch vielfältige Weise Eingang in die Kunst. Bis heute existieren in Belfast und anderen nordirischen Städten große Wandgemälde, die politische Botschaften kommunizieren oder Szenen aus dem blutigen Bürgerkrieg festhalten. Der Konflikt hat Eingang in die Musikgeschichte erhalten. Als 1972 am 30. Januar britische Soldaten 13 Menschen erschossen und so für den „Bloody Sunday“ sorgten, hörte die britische Band U2 die Nachrichten – und war fassungslos. Sie verpackten ihre Gefühle in dem Song „Sunday Bloody Sunday“. Alle Hintergründe zur künstlerischen Rezeption des Konfliktes bekommt ihr bei uns…
politur-Tipp: der Film ’71
Der Nordirlandkonflikt wurde aber nicht nur in der darstellenden Kunst oder der Musik verarbeitet – er ist auch Gegenstand zahlreicher Filme. In diesem Jahr wurde auf der Berlinale der Film „’71“ erstmals vorgeführt. Er erzählt die Geschichte von Gary Hook, einem jungen, britischen Soldaten, der gerade seine Ausbildung absolviert hat und nun hofft, nach Deutschland versetzt zu werden. Stattdessen landet er in Belfast und befindet sich plötzlich im eskalierenden Bürgerkrieg. Gary muss mit ansehen, wie sein Kollege auf offener Straße von der IRA erschossen wird. Er flüchtet und trifft auf Menschen von beiden Seiten des Konfliktes.
Nähere Infos zum Film findet ihr hier: