Flüchtlinge an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
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Flüchtlinge an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Mit bis zu 5.000 Flüchtlinge Ende 2015 rechnete die Stadt Düsseldorf noch vor wenigen Monaten. Jetzt ist klar: Es werden wohl etwa 1.000 Flüchtlinge mehr sein, so Düsseldorfs Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch gegenüber unserem Sender. Doch alle Wohnungen sind voll und Flüchtlinge werden bereits in Zelten und Sporthallen untergebracht. Schuld daran ist die Politik, meint Koch.

 

Miriam Koch

In den Sporthallen der Heinrich-Heine-Universität werden ab heute die ersten Betten für die Flüchtlinge aufgestellt. Für die Universitätsleitung sei dies eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der sie sich nicht entziehen könne und wolle, so Sprecher Julius Kohl. In der nächsten Woche sollen bis zum Semesterbeginn im Oktober etwa 300 Personen in den Sporthallen schlafen. Es sei ein „Notfall-Quartier“, so die Flüchtlingsbeauftragte der Stadt Düsseldorf, Miriam Koch. Der Grund: Im Moment würden die Flüchtlingszahlen schneller steigen, als die Stadt Wohnraum zur Verfügung stellen könne, so Koch. Die ersten Gemeinschaftsunterkünfte werden erst im Oktober fertig sein. Die Wohn-Container sollen dann jeweils bis zu 200 Flüchtlinge beherbergen, darunter auch die Menschen aus den Sporthallen der Heine-Universität.

 

 

Studierende der HHU helfen Flüchtlingen

 

Bei einer Infoveranstaltung am Mittwochabend mit etwa 150 Studierenden haben sich spontan mehrere Arbeitsgruppen gefunden: info flüchtlinge astaSie helfen bei der Sprachvermittlung, Ämtergängen, Koordinierung der Sachspenden, Kinderbetreuung und Freizeit-Angeboten. Miriam Koch lobte die positive Resonanz: „Ich bin mir sicher, dass sie den Menschen zeigen werden, dass sie willkommen sind und dass man ihnen helfen will“. Das sei nicht selbstverständlich, denn an einigen Unterkünften in Düsseldorf machen immer wieder Menschen Stimmung gegen Flüchtlinge. So auch vor wenigen Wochen in Düsseldorf-Garath:

 

Demonstration vor einer Asylbewerber-Unterkunft in Düsseldorf Garath

 

„Wir müssen in Düsseldorf mehr bauen“

 

Derzeit können auf religiöse und politische Hintergründe der Flüchtlinge bei ihrer Unterbringung keine Rücksicht genommen werden. Das führt immer wieder zu Spannungen in den Flüchtlingsheimen. Koch räumt sogar ein, dass im Moment nicht einmal auf die Belange von Flüchtlingen mit Behinderung Rücksicht genommen werden kann. Für Koch steht fest: Düsseldorf müsse in Zukunft selber „mehr für die neuen Nachbarn bauen“.

 

„Da hat die Politik geschlafen“

 

Etwa 300 asylberechtigte Flüchtlinge wohnen derzeit in kommunalen Unterkünften. Doch im hochpreisigen Düsseldorfer Wohnungsmarkt finden sie keinen bezahlbaren Wohnraum. „Da hat die Politik geschlafen“, prangert Miriam Koch die Wohnungsbaupolitik in Düsseldorf an. In den letzten Jahren sei viel im Luxus-Segment gebaut worden, zu wenig aber im unteren Preissegment. Das merkt die Stadt nicht nur bei der Unterbringung der Flüchtlinge, sondern merken auch viele Studis bei der Wohnungssuche. Günstiger Wohnraum ist äußerst knapp und so sieht Koch auch hier die Stadt in der Pflicht, neue Wohnungen zu bauen. Für die Unterbringung in Hotels zahle die Stadt derzeit etwa 35 Euro pro Nacht und pro Flüchtling. Daher ist man bemüht, schnell eigenen Wohnraum zu schaffen.

 

FAQ / Hintergrund: Situation in NRW stark angespannt

 

Woher kommen die Flüchtlinge?

Wie viele Flüchtlinge sind es?

Wie läuft ein Asylverfahren ab?

 

 

Jede Woche kommen zwischen 3.000 und 5.000 Flüchtlinge nach Nordrhein-Westfalen und stellen einen Asylantrag. Doch bis darüber entschieden wird, können Monate vergehen. Bis dahin sind die Kommunen in der Pflicht, die Flüchtlinge unterzubringen – notfalls auch in Hotels, Zelten und Sporthallen.

 

Anerkannte Asylbewerber dürfen grundsätzlich uneingeschränkt arbeiten.workee Doch einen Job zu finden ist oft sehr schwer. Um den Flüchtlingen bei der Jobsuche zu helfen, haben zwei Bachelorstudenten aus Berlin eine Online-Plattform gegründet: workeer. Sie vermittelt zwischen Flüchtlingen und Arbeitgebern. Innerhalb weniger Tage haben sich Dutzende Unternehmen und Flüchtlinge registriert. Wir haben mit einem der beiden Machern gesprochen.

 

 

 

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